Wenn man mit jemandem Zeit verbringt, kommt es zu Momenten, in denen es still wird. Keiner redet. Ruhe. Und dann?
Dann ist das entweder total schön oder total unangenehm. Je nachdem, wie vertraut man mit dem Menschen um sich herum ist.
Marina Essmann aus Dülmen erlebt diese zwischenmenschliche Stille gerade, bei der Vigilfeier von YOUNG MISSION. Jesus ist da, sichtbar durch das Brot in der Monstranz. 110 andere junge Menschen sind da, in der Jugendkirche im Jugendhaus Hardehausen. Nach Welcome, Pizza, zusammen singen und beten sind jetzt alle still. Und das tut gut.
Marina sagt: „Diese gemeinsame Stille gibt mir das Gefühl, dass wir hier zusammenhalten“.
Dann fängt Marina doch an zu reden. Innerlich. Mit Jesus.
Sie sagt, was sie fühlt. Spricht die Themen an, über die sie nur mit wenigen Menschen spricht. Sie sagt: „Ich habe vor Gott gebracht, was in der nächsten Zeit anliegt und wo ich noch nicht weiß, wie ich das umsetzen kann. Wie das funktionieren kann.“ Was genau das ist, ist für sie zu persönlich, um es zu erzählen.
Marina studiert Mathe und Sozialwissenschaften auf Lehramt. Sie ist gerade im Praxissemester des Masters. Tagsüber ist sie in der Schule, hält Unterrichtsstunden und geht bei den Lehrkräften mit. Nachmittags und abends bereitet sie Projekte für die Schule vor, um Theorie und Praxis zu integrieren.
Zum Beispiel testet sie, wie sie das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler zu einem Thema in Sowi vor einer Unterrichtseinheit mithilfe einer Concept Map erfassen kann.
Das YOUNG MISSION-Weekend ist für Marina eine Auszeit: „Eine Zeit lang weg vom Schreibtisch, der mich vorwurfsvoll anschaut, dass ich ja noch was machen könnte.“
Marina ist allein aus Dülmen zu YOUNG MISSION gekommen.
Sonst ist sie oft mit einem ehemaligen Kommilitonen aus Bielefeld gekommen. Aber sie weiß auch so, dass sie hier Leute finden wird, mit denen sie sich gut versteht. „Weil hier relativ schnell Gemeinschaft entsteht“, sagt Marina.
Jedes YOUNG MISSION-Weekend ist ähnlich. Und doch einzigartig. Andere Welcome-Aktionen, andere Menschen, andere Lieder, andere Themen, andere Glaubenszeugen.
Bei diesem Weekend steht das Motto „Persönlich Gott“ im Mittelpunkt. Glaubenszeuge ist Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz. Also: Wie lebt der Erzbischof seine persönliche Verbindung zu Gott?
Drei Aspekte nennt er.
Erstens: Der erste Kaffee mit Gott.
Er steht jeden Morgen um halb sechs auf und trinkt die erste Tasse Kaffee gemeinsam mit Gott. Als Gebet. Er sagt: „Ich frage mich: Wie geht es mir gerade? Was kommt auf mich zu? Das bringe ich ins Gespräch mit Gott. Und dann versuche ich, einfach nur da zu sein.“
Zweitens: Austausch über den Glauben.
Er ist 17 oder 18 Jahre alt, erinnert sich Erzbischof Bentz, als er von Gleichaltrigen eingeladen wird, zu ihren Bibelgesprächen dazuzukommen. Sie lesen Stellen aus dem Evangelium und fragen sich: Was hat das mit meinem Leben zu tun? Ganz persönlich. Ganz konkret.
Er sagt: „Mein ganz persönliches Gottesverhältnis wird möglich gemacht, indem wir uns gegenseitig zeigen und erzählen, was wir von Gott erfahren.“
Drittens: Vor dem Einschlafen auf den Tag zurückschauen und für drei Dinge danken.
Er sagt: „Das habe ich von einem geistlichen Begleiter gelernt: Dass es an jedem Tag, und sei der noch so blöd gelaufen, drei Dinge gibt, für die ich Grund habe, zu danken. Nichts Großartiges, aber dadurch komme ich ins Gespräch mit Gott. Ich frage mich: Woher kommt das? Und spüre immer wieder: Es gibt diesen Gott, der mir Gutes will. Es gibt diesen Gott, der auf mich achtet.“
Für Marina ist besonders der Dankbarkeits-Tipp des Erzbischofs wertvoll. Egal wie schlecht der Tag war, am Abend drei Dinge suchen, für die man dankbar ist. „Das wäre etwas Neues für meine Gottesbeziehung“, sagt sie.
Was nun bei YOUNG MISSION folgt, ist für sie vertraut. Nach der Vigil kommt die Party. Nach der Stille kommt das Laute. Nach der Partynacht der nächste Morgen. Frühstück, Gebet, Workshops, Heilige Messe.
Für Marina nochmal die Möglichkeit, zusammen in die Worship-Lieder der Band einzustimmen. Die Gemeinschaft zu hören, wenn sie singen und beten. Zu sehen, dass der Glaube vielen anderen jungen Menschen wichtig ist. Zeit, sich persönlich an Gott zu wenden. Ruhig zu werden. Wie mit einem guten Freund. Angenehme Stille.