Höher, schneller, weiter – das Motto kennen wir – nicht nur im Sport. Das macht und hält fit, erfüllt die eigenen und die fremden Erwartungen nach immer mehr. Aber Fitness ist mehr als körperlich in Form und ausgelastet sein. Fitness umfasst auch die Ebene des inneren Wohlbefindens. Wer nicht in Frieden und Einklang mit sich selbst lebt, fühlt sich meistens nicht fit, sondern erschöpft. Darum ging es beim 29. YOUNG MISSION-Weekend „Alles fit?!“ im Jugendhaus Hardehausen.
„Für mich ist YOUNG MISSION wie eine Ladestation. Danach ist die Batterie wieder voll aufgeladen“, sagt Milla Nuhanovic. Die 15-Jährige aus dem Ort Scheidingen bei Werl spielt Tennis, ist Messdienerin, singt im Chor, spielt in einer Band und in einer Musikkapelle – Saxophon und Klavier sind ihre Instrumente. Nach der Schule hält sie auch ihr Hund auf Trab. Fitness sollte bei dem Programm also kein Problem sein.
Aber Fitness hat zwei Facetten weiß Milla. Sport befreit: „Wenn ich öfter nicht beim Training war, fehlt mir etwas. Nach dem Tennis bin ich zwar immer komplett ausgelaugt, aber ich fühle mich besser. Ich kann beim Spielen den Kopf abschalten und ziehe daraus Kraft.“ Ihre vielen Hobbies bedeuten aber auch, dass sie ein volles Programm hat. Proben und Auftritte mit der Band, dem Chor und der Kapelle, Training und Turniere beim Tennis. Da ist YOUNG MISSION für sie ein Ort zum Luftholen. „Als ich ins Auto gestiegen bin, war ich super gestresst, weil ich noch so viel erledigen musste. Hier kann ich zur Ruhe kommen und meine Gedanken ordnen“, sagt sie. Seit sie während ihrer Firmvorbereitung dabei war, fährt sie jedes Mal mit ihrer Cousine zu YOUNG MISSION – jetzt schon zum fünften Mal.
„Es ist wie nach Hause kommen. Die Gemeinschaft ist etwas ganz Besonderes“, sagt Milla. Und: „Ich liebe die Musik. Musik ist ein großer Teil meines Lebens. Ich liebe das gemeinsame Singen und das gemeinsame Feiern. Das verbindet.“ Milla wurde mit neun Jahren getauft. Ihr Vater kommt aus Bosnien. Er ist Muslim. Die Eltern wollten ihr offenhalten, für welchem Glauben sie sich entscheidet: „Ich habe meinen eigenen Weg zum Glauben gefunden. Aus Überzeugung!“ Ihr Glaube schenkt ihr Kraft und Gelassenheit: „Ich weiß, dass ich immer einen sicheren Hafen und eine stützende Schulter habe. Ich habe immer jemanden dabei. Das schenkt Ruhe und Hoffnung.“
Alte Bekannte wiedersehen, beim Warm-Up in Bewegung kommen, sich in Gesprächsgruppen über das Motto austauschen – all das mit einem bunten Cocktail in der Hand. So beginnt das YOUNG MISSION-Weekend. Am Abend steht die Party im Kornhaus mit grellen flackernden Lichtern und lauter Musik vom DJ im Programm. Dazwischen wird es ruhig und besinnlich. Die Vigilfeier – für Milla das absolute Highlight bei jedem YOUNG MISSION: „Das ist einfach magisch. Das kann ich auch nicht beschreiben, das muss man einfach erleben.“ In der Stille und dem Kerzenschein könne man besonders die Verbindung zu Gott spüren. „Ich kann mir alles von der Seele reden, was nicht gut läuft, was stressig ist. In dem Moment kann ich Gott alles sagen. Das Schöne wie das Schwierige.“
„Gott hat einen Plan für mich. Meinen Weg verdanke ich ihm“, sagt Leroy Kwadwo. Er ist Speaker beim YOUNG MISSION-Weekend. Der gebürtige Hertener ist Profi-Fußballer und hat in den vergangenen Jahren für die Würzburger Kickers, Dynamo Dresden, den MSV Duisburg und 1860 München im DFB-Pokal sowie in der 2. und 3. Liga gespielt. Trotz zuletzt zwei starken, verletzungsfreien Saisons mit jeweils über 25 Spielen in München ist er aktuell vereinslos – eine ungewisse Zeit. Aber er hadere nicht.
„Meine Familie und meine Freunde machen sich mehr Sorgen als ich mir selbst“, scherzt Kwadwo. Aus seinem Vertrauen in Gott schöpfe er vor allem Ruhe. Niederlagen gehören zum Leben eines Sportlers dazu wie Triumphe. Das Wort „verlieren“ benutze er nicht. Aus Niederlagen lerne man viel mehr, als man verliere.
Gewonnen habe in dieser schwierigen Zeit vor allem seine Gottesbeziehung: Sein Vertrauen, dass Gott ihn auf einen guten Weg leitet, sei noch größer geworden. Auf Gottes Geschenken ausruhen, tue er sich allerdings nicht: „Gott zeigt uns einen Weg auf. Er schenkt uns unsere Talente. Aber wir sind selbst verantwortlich sie zu nutzen. Wir müssen für unsere Ziele arbeiten.“ Gottesbeziehung sei für Leroy Kwadwo reger Austausch. Ein Ort, wo Sorgen und Ängste Platz haben. Jeden Abend bete er. Neuerdings auch zusammen mit seiner Frau, die vor kurzem ihren Glauben gefunden habe. „In der Kirche halten wir jetzt beim Beten unsere Hände. Das sind sehr intime, intensive Momente. Dadurch ist unsere Beziehung zueinander noch krasser geworden.“
Zu „Alles fit?!“ gehört es auch, mit sich selbst im Reinen zu sein, mit den eigenen Entscheidungen leben zu können. Aber wie oft treffen wir eigentlich Entscheidungen, die wir hinterher bereuen? Ausgeschlagene Angebote und verpasste Chancen, davon predigt Jugendpfarrer Tobias Hasselmeyer in der Heiligen Messe: Für die Klassenarbeit zu wenig gelernt, nicht zur Party gegangen, die Person, die so sympathisch wirkte, nicht angesprochen. „Meistens weiß man in dem Moment schon, was die bessere Entscheidung wäre, um sein Glück zu finden.“ Aber: In der Situation fehle oft etwas: Kraft, Mut, die Bereitschaft etwas zu riskieren, zu investieren oder zu teilen. In Erinnerung bleibe meist ein ziemlich doofes Gefühl.
Hasselmeyer: „Es wird Momente in unserem Leben geben, wo wir das eine bisschen mehr an Kraft, Risikobereitschaft und Liebe brauchen, um das zu wählen, was zum Guten, zum Leben, zu Christus selbst führt.“ In diesen Momenten müsse man fit sein. Die Kraft dazu habe, wer auf den Herrn vertraue. Er helfe: „Wenn ich dem Gefühl wirklich folge, etwas riskiere und mutig bin, bereit bin es mich etwas kosten zu lassen, empfinde ich die himmlische Glückseligkeit und erkenne: Es hat sich gelohnt. Gut, dass ich es so gemacht habe“.
Gedanken, an die Milla gut andocken kann. Noch wenige Stunden zuvor hatte sie nach der Vigil überlegt, ob sie noch zur Party gehen solle: „Ich war richtig müde, aber habe mir einen Ruck gegeben und gedacht: Wenn ich nicht hingehe, werde ich es die ganze Zeit bereuen. Und es war ein wunderschöner Abend. Es ist viel schlimmer, Sachen zu bereuen, weil man sie nicht ausprobiert hat.“ Sie fühle sich jetzt auf jeden Fall fitter und freue sich im Februar mit ihrer Cousine beim nächsten YOUNG MISSION-Weekend zum Kraft tanken wiederzukommen.