Stephan Schröder spricht.
25.10.2015

Katechesen

Wie Gott Kraft verleiht

Untertitel

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von Stephan Schröder

„Wir befinden uns im Jahre 50 v.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem römischen Eindringling Widerstand zu leisten“.

Dieser vermutlich berühmteste Vorspann der Comic-Geschichte steht am Anfang aller Abenteuer von Asterix und Obelix. So auch in der aktuellen Neuausgabe von „Der Papyrus des Cäsar“. Danach geht‘s dann los mit den Geschichten: Die beiden kämpfen gegen Römer und Piraten, helfen Freunden, reisen in ferne Länder und erleben viele aufregende Dinge.

Wichtigstes Hilfsmittel in allen Geschichten ist der Zaubertrank. Eigentlich ist das der heimliche Star im Hintergrund, das magische Gebräu des Druiden Miraculix, das unbesiegbar macht und unseren Helden die nötige Kraft für ihre Abenteuer verleiht.

Dieser Zaubertrank hat eine extreme Wirkung: Wer davon trinkt, und sei es nur ein einziger Tropfen, erhält unvorstellbare Kraft. Er wird rasend schnell bärenstark, niemand kommt an ihm vorbei. Er steht wie eine Mauer und kann selbst Menschenketten durchbrechen und Bäume ausreißen.

Stepan Schröder hält die Katechese.
Stepan Schröder hält die Katechese.

Was gibt dir Kraft?

Liebe jungen Freunde!
Als Christen können wir uns auch manchmal vorkommen wie dieses kleine gallische Dorf! Vielleicht müsst Ihr auch ständig Euren Glauben verteidigen gegen Anfeindungen und Lächerlichkeit. Vielleicht ist ja unser Jugendhaus mit seinen dicken Außenmauern so etwas wie unser kleines gallisches Dorf aus dem Comic, wo ihr einen Ort entdeckt habt, wo ihr unter Gleichgesinnten seid. Vielleicht ist aber auch dieses kleine gallische Dorf Eure Familie oder euer Freundeskreis?

Doch die unbeugsamen Gallier wären schon längst besiegt worden, wenn sie nicht den Zaubertrank des Miraculix hätten, der ihnen ungeahnte und unglaubliche Kräfte verleiht, vor dem die Römer förmlich in die Knie gehen.

„Was gibt Dir Kraft?“ – Dieser Frage wollen wir an diesem Young Mission Weekend nachgehen. Was gibt Dir Kraft, um zu Jesus Christus zu stehen, auch wenn Freunde und Mitschüler oder vielleicht sogar die eigene Familie deinen Glauben in Frage stellen. Was gibt Dir Kraft, um Menschen mit Jesus Christus in Berührung zu bringen, um missionarisch zu sein? Was gibt Dir Kraft, um den Weg zu gehen, den Christus für Dich vorgesehen hat? Was gibt Dir Kraft für ein Leben mit Gott in einer gottlosen Welt?

»Was gibt Dir Kraft, um zu Jesus Christus zu stehen, auch wenn Freunde und Mitschüler oder vielleicht sogar die eigene Familie deinen Glauben in Frage stellen. Was gibt Dir Kraft, um Menschen mit Jesus Christus in Berührung zu bringen, um missionarisch zu sein?«

Stephan Schröder

Diese Frage haben sich auch schon im 12. Jahrhundert die Zisterzienser gestellt, die das Kloster Hardehausen gegründet haben. In dem Kreuzgang des Jugendhauses gibt es eine sehr schöne Darstellung, das sog. „Eckmännchen“ mit dem Zitat: „Hab Fleisch und Brot und leide doch Hungersnot“. Die Zisterziensermönche haben wahrscheinlich diese Darstellung ausgewählt, um immer wieder daran erinnert zu werden: Auch wenn ich alles zum Leben notwendige besitze fehlt mir doch etwas. Sie meinen damit den Hunger nach Gottes Worten und seiner Liebe! – Es gibt Menschen gerade in armen Ländern, die haben nicht gerade viel zum Leben, sie sind aber dennoch zutiefst von diesem Gott erfüllt. Wer von diesem Gott zutiefst erfüllt ist, wer seine Worte wie das Brot zum Leben aufnimmt, der spürt eine göttliche Kraft, die mich beflügelt.

Das Evangelier im Kerzenschein.
Stephan Schröder.
Die Glaubenszeugen im Gespräch.
Die Kirche im Jugendhaus Hardehausen.

Wie Elija zum Gottesberg wanderte

„Habe Fleisch und Brot und leide doch Hungernot!“ – Ihr seid heute hier, weil ihr offensichtlich diesen Hunger nach Gott in Euch spürt. Weil ihr spürt, dass dieser Gott Euch etwas kraftvolles geben kann. Dieser Gott gibt Euch eine Kraft, die Euch regelrecht beflügelt. Wer sich auf diesen Gott einlässt, der kann wie es in einem Psalm heißt mit ihm Mauern überspringen und Berge versetzen. Unzählig viele Heilige sind der Beweis dafür, dass dieser Gott in Menschen eine Kraft freisetzt, die in dieser Welt sonst nicht zu finden ist.

Wenn ich auf mein Leben schaue, dann hat Gott auch in mir Kräfte freigesetzt. Als Kind war ich ehrlich gesagt eher schüchtern und ruhig. In der Firmvorbereitung habe ich mich jedoch von Gott berühren lassen und eine Kraft gespürt, die ich für unmöglich gehalten hätte. Ich war dann kein gelangweilter Kirchgänger mehr, sondern konnte es kaum noch erwarten Gottesdienst zu feiern und für Gott mein Leben einzusetzen. Ich bin zu einem regelrechten Energiebündel geworden um die mir geschenkte Kraft für Jesus Christus einzusetzen. So stehe ich auch heute vor Euch. Und kann das nur, weil ich mich immer wieder zurückbinde an die Kraft Gottes!

Wir müssen in der Heiligen Schrift nicht lange suchen, um Erzählungen zu finden, wo Gott den Menschen wieder Kraft verleiht. So z.B. im 1 Buch der Könige (1 Kön 19,3-8). Der kraftlose und erschöpfte Elija kann nicht mehr, er hat keine Kraft mehr, er ist total erschöpft!

Elija geriet in Angst, machte sich auf und ging weg, um sein Leben zu retten. Er kam nach Beerscheba in Juda und ließ dort seinen Diener zurück.

Er selbst ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter.

Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss!

Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder hin.

Doch der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.

Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.

Die Teilnehmer hatlen Kerzen in der Hand und singen.
Die Kirche im Jugendhaus Hardehausen.

In seinem Zusammenbruch macht Elija eine völlig neue Erfahrung: „Iss und trink, sonst ist der Weg zu weit für dich.“, rät ihm der Bote Gottes. Daran hat Elija gar nicht mehr gedacht. Und dann das: „Iss und trink, sonst ist der Weg zu weit für dich.“

Gott ist also mit Hilfe seiner Boten (Engel) zur Stelle, wenn uns die Kräfte verlassen, wenn wir keinen Mut mehr haben, wenn wir resignieren. Er sorgt dafür, dass wir wieder zu Kräften kommen.

Auch wenn vielen Menschen unser Glaube an Jesus Christus wie Hocus pocus, also wie viel Zauber um nichts vorkommt. Jesus hat uns in der Eucharistie, der Hl. Messe, in den Zeichen von Brot und Wein seine bleibende Gegenwart geschenkt. Übrigens das Wort Hocus pocus stammt vom lat. „Hoc est corpus meum“ – „Das ist mein Leib…“ aus den Wandlungsworten Jesu. Im Mittelalter waren viele Menschen nicht des Lateinischen mächtig und haben „Hocus pocus“ verstanden, was dann mit der Zauberei verbunden wurde.

Doch Eucharistie ist kein „Hocus pocus“ keine Zauberei und der Priester ist kein Zauberer! – Seit 2000 Jahren versammeln sich Christen um den Altar, um die Gegenwart Jesu Christi in den Zeichen von Brot und Wein zu feiern. So viele Menschen können sich nicht irren. Denn unzählige viele Christen empfangen in der Eucharistie die Kraft zum Glauben und zum Leben. Ganz im Sinne der Elijaerzählung „Iss und trink, sonst ist der Weg zu weit für dich!“

Die Anbetung der Eucharistie, so wie wir sie in der Vigil erfahren haben, ist eine besondere Form, um die Kraft Gottes zu spüren. In der Anbetung dürften wir vor dem ausgesetzten Allerheiligsten in besonders intensiver Form die Kraft spüren, die von Jesus Christus ausgeht. In der Anbetung spüren wir aber auch unseren Hunger nach dieser Kraft, die wir zum Leben und zum Glauben so dringend benötigen.

-Johannes Vianney, Pfarrer von Ars, hat es einmal so ausgedrückt: „Es gibt nichts, was der Eucharistie an Größe gleichkäme! Stellt alle guten Werke der Welt einer guten Kommunion gegenüber – das ist wie ein Staubkörnchen neben einem Gebirge.“

-Dietrich Bonnhoefer: „Ich glaube, daß Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern auf ihn verlassen.“

„Die Kraft des Menschen ist das Gebet. Beten ist Atemholen aus Gott; beten heißt sich Gott anvertrauen.“

-Papst Franziskus: „Die Sakramente, besonders die Beichte und die Eucharistie, sind bevorzugte Orte, um Christus zu begegnen.“

Liebe jungen Freunde!
In den Comics von Asterix und Obelix endet jedes Heft mit einer ausgelassenen Siegesfeier der Gallier über die Römer. – Wir feiern an diesem Sonntag, dass Gott uns im Empfang der Kommunion eine Kraft verleiht mit der wir Berge versetzen können und Unmögliches möglich machen.